Saison-Rückblick Borussia Düsseldorf 2024/25
Ein Jahr, das in die Geschichte eingeht
Es war vermutlich die emotionalste Saison der Borussia – es gab so viele Gründe zum Jubeln und Feiern, es wurde wieder Weltklasse-Tischtennis gespielt, und es flossen auch viele Tränen. Weil ein ganz großer Borusse, einer, den viele eine Legende nennen, seine Karriere beendet und immer wieder Abschied gefeiert hat, und vielleicht auch ein paar Tränen der Enttäuschung nach zwei unglücklich verlorenen Endspiele.
Spätestens nach Timo Bolls letztem internationalen Auftritt bei den Olympischen Spielen in Paris 2024 war allen klar: Timos Abschiedstour, seine letzte Saison bei Borussia Düsseldorf, würde etwas Besonderes. Alle wollten ihn noch einmal sehen, ihn anfeuern, Siege feiern und Abschied nehmen. Der ARAG CenterCourt und auch die Hallen der anderen TTBL-Vereine waren immer voll.
Wie besonders diese Saison wirklich werden würde, ahnte allerdings noch niemand, als Borussia Düsseldorf im September die Heimspielstätte in einen Festsaal verwandelte und zur Gala „40 Jahre Borussia Düsseldorf“ einlud. Es war ein Abend voller Erinnerungen und Anekdoten – mit so vielen Mitgliedern der Borussia-Familie, die heute auf der ganzen Welt zu Hause sind, aber in Düsseldorf Großartiges erlebt und geleistet haben. Ein Jubiläum, bei dem an die Triumphe gedacht wurde, aber die Menschen im Vordergrund standen.
Pokal und Champions League
Sportlich verlief der Herbst nicht nach Plan. Lospech sorgte dafür, dass das Team von Danny Heister mit großem Fan-Gefolge schon im Pokal-Achtelfinale nach Fulda reisen musste. Das Team um Dimitrij Ovtcharov und Kao Cheng-Jui war vor allem zu Saisonbeginn bärenstark. So schied der Titelverteidiger früh aus dem Wettbewerb aus, allerdings gegen einen Gegner, der zu den Mitfavoriten zählte und der Borussia nur wenige Tage zuvor auch in der Bundesliga eine Niederlage zugefügt hatte.
Besser lief es in der Königsklasse. Das Champions-League-Achtelfinale gegen STSK Havířov (CZE) war eine Pflichtaufgabe, die Kür folgte in der nächsten Runde. Der Gegner: ein neues Team mit Titelambitionen und absoluter Starbesetzung. Für die französische Mannschaft Alliance Nîmes/Montpellier spielen die wohl größten Talente des Tischtennissports, die sich – obwohl noch blutjung – schon in der Weltspitze etabliert haben: Felix und Alexis Lebrun. Im Hinspiel in Montpellier trumpfte die Borussia groß auf und gewann überraschend klar mit 3:0 und stieß damit die Tür zum Halbfinale weit auf. So wurde das Rückspiel zu einem Tischtennisfest, das schon viele Wochen zuvor ausverkauft war. Und wieder waren Dang Qiu, Timo Boll und Anton Källberg glänzend aufgelegt, siegten und feierten den Einzug ins Final Four.
Ende Mai schlugen Boll, Qiu und Källberg zum letzten Mal gemeinsam in der Champions League auf. Das Halbfinale gewann die Borussia sicher mit 3:1 gegen Bogoria Mazowiecki aus Polen. Wie in 2023 und 2024 hieß der Gegner im Finale 1. FC Saarbrücken, der sich eigens für diesen Wettbewerb noch verstärkt hatte. Mit Truls Möregårdh bekamen die Topstars Patrick Franziska und Darko Jorgic einen Top-Ten-Spieler und Olympia-Medaillengewinner und damit hochkarätige Verstärkung. Die Begegnung war dann beste Werbung für den Tischtennissport: Top-Niveau, spannend, dramatisch – und am Ende aus Borussia-Sicht auch tragisch. Denn wie in den Vorjahren machten nicht genutzte Matchbälle den Unterschied. Der Pokal blieb trotz eines starken Auftritts der Borussen beim Titelverteidiger im Saarland.
Bundesliga
Die Bundesliga-Hauptrunde verlief ohne große Höhen und Tiefen. Von Beginn an spielte die Borussia vorne mit. Zum ersten Mal ganz oben in der Tabelle stand das Team kurz vor Weihnachten. Die Liga war so stark wie nie, alle Teams lagen eng beisammen. Die Borussia behielt die Play-off-Plätze stets fest im Blick und beendete die Hauptrunde schließlich als Erster.
Im Play-off-Halbfinale hieß der Gegner – wie in 2024 – wieder TSV Bad Königshofen. Diesmal gelang der Einzug ins Endspiel ohne "Nachsitzen" und ein drittes Spiel: 3:1- und 3:2-Siege führten das Team ins Finale nach Frankfurt zum sportlichen und emotionalen Höhepunkt der Saison.
Sportlich, weil die zwei Top-Mannschaften dieser Spielzeit aufeinandertrafen: Borussia Düsseldorf und die TTF Ochsenhausen. Die Baden-Württemberger liefen mit Hugo Calderano, Shunsuke Togami und Simon Gauzy auf. Calderano, amtierender World-Cup-Sieger und Vizeweltmeister, ist die Nummer drei der Welt – einer der schnellsten und explosivsten Spieler am Tisch. Togami wurde in Doha gerade erst Weltmeister im Doppel und Gauzy, der seit Jahren zur erweiterten Weltspitze gehört, wurde bei der WM erst im Viertelfinale vom späteren Champion Wang Chuqin gestoppt. Auch wenn sich die Borussia-Profis vor keinem Kontrahenten verstecken müssen, traten sie diesmal nicht als Favorit an.
In einem wahren Herzschlagfinale mit Tischtennis auf aller höchstem Niveau – und allen voran Dang Qiu, der brillierte und Gauzy sowie Calderano besiegte – musste sich der Titelverteidiger nach einem mehr als dreieinhalb stündigem Schlagabtausch mit 2:3 geschlagen geben und den Wanderpokal nach vier Jahren Ochsenhausen überlassen. Timo Bolls letztes Einzel gegen den brasilianischen Superstar Calderano war beeindruckend und ein mehr als würdiger Abgang, auch wenn es nach fünf hochklassigen und spannenden Sätzen eine knappe Niederlage setzte. Zum Abschluss des Tages gab es für den Ausnahmeathleten und die 5.000 Fans in der ausverkauften Süwag Arena noch einen Bonus, doch im Abschlussdoppel waren Togami und Gauzy zu stark für Boll und Källberg.
Danke, Timo
Im gesamten Finale waren die Sympathien klar verteilt: Die ganze Halle feierte Timo Boll. Und als dann der offizielle Abschied folgte, Wegbegleiter, Freunde und die TTBL „Danke, Timo“ sagten, rückte die spätere Siegerehrung des neuen Deutschen Meisters aus Ochsenhausen in den Hintergrund. Es ging um diesen Sportler, der wie kein anderer diesen Sport geprägt hat und für Fairness und Respekt steht – es ging um den Menschen, der mit der kleinen weißen Kugel so erfolgreich war. Und dieser konnte nicht verhindern, dass ein paar Tränen bei ihm flossen, wie schon bei seiner Verabschiedung im ARAG CenterCourt an seinem 44. Geburtstag. Da bedankte sich die Borussia-Familie bei ihm und er sich bei den Fans und seinem Verein. Erst wurde es emotional – und anschließend gefeiert.
Kurz vor dem TTBL-Finale wurden dann auch die Spekulationen um Timo Bolls Zukunft beendet: Eine der prägendsten Figuren des internationalen Tischtennis bleibt dem Sport in neuer Rolle erhalten. Er wird offizieller Botschafter für Borussia Düsseldorf, den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) und die ARAG – kurz: für den Tischtennissport. Er bleibt ein aktives Mitglied der Borussia-Familie.
Statistik
In der am Sonntag zu Ende gegangenen Spielzeit absolvierten Borussia Düsseldorfs Tischtennisprofis 32 Pflichtspiele in Champions League, Bundesliga und Pokal, von denen sie 24 gewannen. Neun Partien endeten mit 3:0 – sieben davon gewann die Mannschaft. 16 Mal lautete das Resultat 3:1 sowie siebenmal 3:2. Im Durchschnitt bekamen die Zuschauer in den Hallen und an den Bildschirmen zu Hause 3,9 Matches pro Spiel zu sehen.
Anders als in den Vorjahren traf das Team von Danny Heister wettbewerbsübergreifend nicht am häufigsten auf den 1. FC Saarbrücken (dreimal), sondern auf Bad Königshofen (viermal). Auch Fulda stand dreimal auf der Gegenseite. Ein weiteres Indiz dafür, wie eng es in Pokal, Bundesliga und Champions League war. Noch ein weiterer Beleg: Nach der Bundesliga-Hauptrunde hatten die beiden Erstplatzierten (Borussia und Ochsenhausen) jeweils 32:12 Punkte – gefolgt von Saarbrücken und Königshofen mit 26:16. Fulda trennten auf Rang fünf nur zwei Zähler von einem Play-off-Platz.
Die meisten Siege fuhr wie in den vergangenen Jahren Anton Källberg ein, der Schwede gewann 25 seiner 32 Einzel. Dang Qiu ging 23 Mal als Sieger vom Tisch bei sechs Niederlagen, Timo Boll kam auf 17 Triumphe in 32 Partien. Kay Stumper erspielte eine Bilanz von 6:10, Ersatzmann Kamal Achanta kam nicht zum Einsatz. Stumper verlässt die Borussia und wechselt zur neuen Saison nach Mühlhausen, Achanta hat wie Boll seine Karriere beendet.
TV- und Internet-Berichterstattungen
Die Auftritte von Borussia Düsseldorf wurden allesamt live gezeigt, die Bundesliga- und Pokalspiele auf den Kanälen des Medienpartners Dyn, die Champions League Begegnungen auf dem Kanal der ETTU. Darüber hinaus gab es zahlreiche Berichterstattungen im deutschen Fernsehen (u.a. ARD "Sportschau" und "Tagesschau", ZDF "heute journal", "Sportstudio", "Morgenmagazin" und "Mittagsmagazin", RTL "Aktuell" und "Nachtjournal Spezial", ntv, SWR "Aktuell BW", BR "Blickpunkt Sport", HR "Hessenschau"). Insgesamt erreichte die Borussia in dieser Saison mit den Spielen der Profis und Portraits über die Sportler mehr als 23 Millionen Fernsehzuschauer und fast 70 Millionen Menschen im Internet (Live, Re-Live, Highlights, Reels).
Foto. MaJo Foto