Presse: Vor zehn Jahren.. Boygroup wird Meister
Erst Tabellenletzter, dann deutscher Meister
Erst Tabellenletzter, dann Deutscher Meister: Wie Borussia Düsseldorf mit einer Boygroup einen der überraschendsten Titel in der Vereinsgeschichte feierte.
Boygroups waren vor zehn Jahren in, in der Popmusik – und auch im Tischtennis. Bastian Steger, Lars Hielscher, Magnus Molin und Michael Maze (alle Anfang 20), dazu ein 17-jähriger namens Christian Süß und der 26-jährige Zichao Tian. Diese junge Truppe von Borussia Düsseldorf trug schnell den Spitznamen Boygroup, eine Mannschaft mit Zukunft, von der vor der Saison 2002/03 niemand erwartete, dass sie den deutschen Meistertitel seit 1998 (damals noch mit Jörg Rosskopf, Vladimir Samsonov und Co.) nach Düsseldorf holen würde. Darauf deutete schließlich auch lange nichts hin. Im Oktober 2002 nach verpatztem Start mit drei Niederlagen aus den ersten vier Spielen Tabellenletzter, im Januar 2003 mit 10:10 Punkten immer noch nicht in den Play-off-Rängen, wo sich stattdessen Titelanwärter wie Frickenhausen, Grenzau und Gönnern tummelten. Doch Maze und Co. ächzten mit 14 Minuspunkten gerade so in die Play-offs, wo im Halbfinal-Rückspiel ihre Sternstunde schlug: Nach einem 5:5 im Hinspiel entzauberten die Düsseldorfer den TTV Gönnern (6:0), der u.a. Jörg Rosskopf und Timo Boll – zu dem Zeitpunkt Weltranglisten-Erster – angetreten war. „Das 0:6 ist nicht das Ergebnis unserer Schwäche, sondern von Düsseldorfs Stärke in diesem Spiel“, sinnierte Boll nach der Schmach in eigener Halle. Ins Finale gegen den TTC Grenzau ging die Borussia dennoch nicht als Favorit, hatte der TTC doch die Hauptrunde mit weitem Abstand als Erster beendet.
Für Bastian Steger sollte es der einzige Titel mit Borussia Düsseldorf bleiben
Grenzau gewann dann auch das Hinspiel in Düsseldorf erwartungsgemäß mit 6:4, doch schon in diesem Spiel schwächelte TTC-Spitzenspieler Ma Wenge. Auch im Rückspiel blieb er ohne Einzelsieg – das konnten seine Mannschaftskollegen Lucjan Blasczcyk, Marek Klasek und Chen Zhibin kein zweites Mal ausgleichen. Düsseldorf, das im Rückspiel mit allen sechs Spielern angetreten war, setzte sich mit 6:3 durch, den entscheidenden Punkt holte Steger gegen den 18 Jahre älteren Chen. „Es gibt gar kein Wort in der deutschen Sprache, das das beschreibt. Das war ohne Frage das Größte für mich“, sprudelte es aus Andreas Preuß – heute Manager, damals noch Trainer von Borussia Düsseldorf – heraus. Bastian Steger, der spätabends den wartenden Fans am Staufenplatz stolz den Pokal präsentierte, äußerte sich ähnlich euphorisch. „Ich kann das gar nicht fassen, das ist einfach gigantisch.“ Für ihn, der 2006 nach Frickenhausen wechselte, sollte es der einzige Titel in Düsseldorf bleiben.
Quelle: Tischtenniszeitung DTTB, Juni-Ausgabe, Susanne Heuing