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Presse: Boll triumphiert in Bremen

Europameister-Doppel Süß/Boll gewinnen German Open

 

Deutscher Tischtennis Bund (Auszug)

 

Zwei Titel durch Timo Boll und das Doppel Boll/Christian Süß, eine Finalteilnahme, ein dritter Platz – so erfolgreich waren die Vertreter des DTTB bei internationalen Meisterschaften von Deutschland seit der Saison 1961/62 nicht mehr. Damals im saarländischen St. Ingbert, in der Ära Eberhard Schölers und Agnes Simons, waren insgesamt zehn Medaillen an die Gastgebernation gegangen.

Triumphator bei den 44. German Open im AWD-Dome Bremen war Timo Boll. Der 28-jährige dreifache Europameister gewann die Titel im Einzel und im Doppel an der Seite seines Düsseldorfer Teamkollegen Christian Süß. Süß’ Siegeszug im Einzel war erst im Halbfinale vom Weltranglistensechsten aus Weißrussland, Vladimirs Samsonov gestoppt worden.

Boll fehlerlos auch gegen Samsonov

In der Einzelvorschlussrunde hatte Timo Boll zunächst auch den siebten Vergleich mit Japans Star Jun Mizutani für sich entschieden. Beide lieferten sich unter dem Jubel der über 3000 Zuschauer sehenswerte Rallyes über fünf Sätze. Im Endspiel besiegte der Titelverteidiger seinen weißrussischen Dauerrivalen Vladimir Samsonov in beeindruckender Manier glatt mit 4:0. Weder über dem Tisch noch bei langen Ballwechseln aus der Halbdistanz zeigte Boll Schwächen, der Weißrusse verzweifelte nahezu am zurzeit perfekten Spiel des Deutschen. "Ich war selbst überrascht, wie schnell es heute gegen Vladi ging." Der gebürtige Hesse wunderte sich nach seiner fehlerfreien Vorstellung fast selbst ein bisschen. "In einer so guten Form war ich wohl noch nie, aber ich glaube schon, dass ich noch schlagbar bin", sagte er augenzwinkernd auf Nachfrage der Journalisten.

Wie sehr die drei Turniertage aber doch an seinen Kräften gezehrt hatten, merkte der Weltranglistenvierte vor allem in der Endphase des abschließenden Doppelfinals gegen Mizutani und Werder Bremens Lokalmatador Seiya Kishikawa. "Am Schluss wurde mein Arm immer schwerer. Man hat deutlich gesehen, dass ich in dieser Phase plötzlich viele einfache Fehler gemacht habe", wusste Boll. "Ich bin halt keine Maschine und muss mich auf jeden Ball neu konzentrieren."

Spektakulärer Schlusspunkt

In den ersten drei Durchgängen sah alles nach einem klaren Sieg der Deutschen aus. "Dann haben wir wohl im Unterbewusstsein einen Gang zurückgeschaltet", erklärte Christian Süß, "und sie sind noch einmal herangekommen. Nur gut, dass es am Ende gereicht hat - und wir mit diesem spektakulären Ballwechsel gewonnen haben". Eine lange Topspin-Rallye über die komplette Tischbreite brachte den Schlusspunkt, bei dem Kishikawa am Ende sogar am Boden lag, während Süß den Ball zum Matchgewinn auf den Tisch blockte.

Richard Prause sah die German Open als erfolgreichen Härtetest für die Ende April beginnenden Weltmeisterschaften in Yokohama. "Timo holt sich seine Topform immer am besten über Wettkämpfe. Dieser ist perfekt gelungen. Bis Yokohama ist es aber noch ein weiter Weg", sagte der Bundestrainer.

Kein Ruhetag für den German-Open-Sieger

Am Montag ist für den Europameister kein Ruhetag. Mit einer Delegation des nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministeriums reist er für zwei Tage nach China. "Ich freue mich auf die Rückkehr an die Stätte der Olympischen Spiele", erklärte Timo Boll, dessen Weg unter anderem an die Pekinger Universität führen wird, wo im vergangenen August die olympischen Tischtenniswettbewerbe ausgetragen worden waren. "Als Botschafter für Politik und Wirtschaft zu agieren, ist eine wichtige Erfahrung. Es erweitert den Horizont, eine Verknüpfung zwischen dem eigenen Sport und anderen Bereichen herzustellen.“

Nur vom Ergebnis her klar endete die Partie zwischen Ex-Europameister Vladimir Samsonov und Christian Süß. „4:0 klingt deutlich, aber die ersten Sätze waren knapp und wichtig“, verriet Samsonov nach dem Spiel. „Ich musste sehr aufpassen, war konzentriert, habe gut gespielt und darum auch gewonnen. Christian hat erst gegen Ende viele Fehler gemacht.“ Süß bestätigte in Bremen seine konstant gute Form der vergangenen Wochen und zeigte auch im Halbfinale noch einmal eine ansprechende Leistung. „In den ersten Sätzen konnte ich gut mithalten. Es sind dann halt immer die ein, zwei Punkte, in denen er ein Quäntchen stärker ist und die Bälle überm Tisch einfach noch besser und präziser spielt“, erklärte der 23-Jährige. „Wir spielen beide gerne Aufschlag-Rückschlag, kurz-kurz über dem Tisch. Er spielt dies aber leider 10 bis 20 Prozent besser als ich. Er schlägt mich quasi mit meinen eigenen Waffen.“

Positive Bilanz, sportlich und organisatorisch

Thomas Weikert zeigte sich sehr zufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung und den Zuschauerzahlen. „Wir liegen bei weit über 9000 Zuschauern“, konnte der DTTB-Präsident erfreut verkünden. Die Hansestadt hat sich damit aufs Neue als Veranstaltungsort von Tischtennis-Großereignissen bewährt. „Bremen ist immer ein gutes Pflaster für unseren Sport“, so Weikert weiter. "Wir waren schon öfter hier und kommen auch gerne wieder.“

Dies betonte auch Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig. „Wir kommen immer wieder gerne nach Bremen. Es ist das Turnier der kurzen Wege und die Spielbedingungen hier im AWD-Dome sind optimal.“ Auch die Bilanz aus sportlicher Sicht kann sich sehen lassen. „Wir sind in drei von vier Finals vertreten. Das ist sehr positiv. Bis zu den Weltmeisterschaften Ende April in Japan werden wir noch etwas an der Form feilen, aber die Richtung stimmt.“

Den Auftritt der Nationalspieler in Bremen beurteilt der Sportdirektor entsprechend positiv. „Ich sehe gute Entwicklungen hinter Timo. Allen voran Christian Süß und Patrick Baum haben sich hier sehr spielstark präsentiert. Das gilt auch für unsere Damen, die hier gute Leistungen gezeigt haben,“ ergänzte Schimmelpfennig. „Die jüngeren Spielerinnen wie Kristin Silbereisen oder Zhenqi Barthel haben überzeugt.“ Die Eindrücke von Bremen stimmen den Sportdirektor mit Blick auf die Weltmeisterschaften optimistisch. „Auf die gezeigten Leistungen in Bremen lässt sich aufbauen. Sie sind eine gute Ausgangsposition.“ Er gibt aber zu bedenken. „Wir sind gut, in Yokohama treffen wir auf die sehr Guten. Wir haben aber gute Gründe, mit Selbstvertrauen nach Yokohama zu fliegen.“

Die Spiele und Ergebnisse am Sonntag

Herren-Einzel, Halbfinale
Timo Boll - Jun Mizutani JPN 4:1 (6, 10, 8, -9, 8)
Christian Süß - Vladimir Samsonov BLR 0:4 (-8, -8, -6, 7)

Finale
Timo Boll - Vladimir Samsonov BLR 4:0 (8, 10, 6, 9)

Herren-Doppel, Finale
Timo Boll/Christian Süß - Jun Mizutani/Seiya Kishikawa JPN 4:2 (3, 6, 10, -7, -9, 11)

 

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