Presse: Boll: "Teilnahme ist Ehrensache"
Deutsche Tischtennis-Meisterschaften
Frankfurter Rundschau, FR-online.de
Auf dem Weg zur ersten WM-Einzelmedaille sind für Timo Boll die deutschen Tischtennis-Meisterschaften mehr als eine normale Zwischenstation. "Die Teilnahme in Bielefeld ist für mich eine Ehrensache. Die Titelkämpfe sind ein Prestigeturnier, die Kulisse immer super", sagte der Europameister am 5. März. Dem Top-Favoriten winkt am Sonntag zum 28. Geburtstag der neunte Titel. Damit würde er zu den Rekordmeistern Conny Freundorfer und Eberhard Schöler aufschließen.
"Ich bin kein großer Statistiker", sagte der Linkshänder. Auf seiner Internetseite hatte Boll den Angriff auf den achten Einzeltitel angekündigt. Doch den holte sich der Ausnahmespieler bereits 2007 in Chemnitz ab. Im Vorjahr in Hamburg, als Boll nach überstandener Verletzung zu früh zum Schläger griff, scheiterte er überraschend im Halbfinale.
"Auch diesmal wird es kein Spaziergang für mich. Meine Nationalmannschafts-Kollegen sind heiß, mich zu schlagen. Ich darf keinen Tick müde werden", erklärte der Weltranglisten-Vierte. Im Normalfall müsste Boll die Konkurrenz aber sicher in Schach halten. Seit dem Ende der Olympischen Spiele in Peking hat er viele internationale Turniere gewonnen. Seine Form ist seit Monaten konstant hoch. Das macht ihn zu einem ernsthaften Konkurrenten der Chinesen bei der Weltmeisterschaft Ende April in Yokohama/Japan. "Ich bin seit Peking von schweren Verletzungen verschont geblieben. Wenn ich morgens aufstehe, fühle ich mich stets pudelwohl", begründete Boll sein permanentes Leistungshoch.
Der gebürtige Hesse reist von einem dreitägigen Werbeauftritt in Berlin mit Podiumsdiskussion und Showkampf gegen seinen früheren Doppelpartner Markus Lietzau nach Bielefeld. Für die Titelkämpfe von Freitag bis Sonntag in der Seidenstickerhalle hat der Vielspieler nur im Einzel gemeldet. Im Doppel pausiert er. "Das werden die Zuschauer sicherlich verstehen", sagte Boll.
Seine Düsseldorfer Clubkollegen Dimitrij Ovtcharov und Christian Süß, die Frickenhausener Bastian Steger und Patrick Baum sowie Titelverteidiger Torben Wosik (Angers/Frankreich) gelten als härteste Gegner. Bei den Damen ist nach der Absage der erkrankten Jiaduo Wu (Kroppach) das Rennen offen.
Die Gunst des Publikums muss sich Boll möglicherweise mit den Oldies Jörg Roßkopf/Steffen Fetzner teilen. Die Sensations- Weltmeister von 1989 in Dortmund wollen es 20 Jahre später noch einmal wissen und haben für die Doppel-Konkurrenz gemeldet. "Wir gehen ohne Ziele ins Turnier", sagte Roßkopf, "Das ist ein schöner Gag und wird ein großer Spaß. Diese Reunion finde ich cool", kommentierte Boll die Wiedervereinigung.