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Presse: Baum: „Damit kann ich nichts anfangen“

Rolle als Ersatzmann im Olympia-Team kann Patrick Baum nur schwer akzeptieren

 

An dieser Personalie hat Patrick Baum schwer zu knabbern: Tischtennis-Bundestrainer Jörg Roßkopf hat sich mit Blick auf das deutsche Olympia-Team in London gegen den 24-Jährigen und für dessen sechs Jahre älteren Rivalen Bastian Steger entschieden (wir berichteten). Die Berufung als Ersatzmann sei für ihn kein Trost, so der Flörsheim-Dalsheimer im Interview.

Wie war Ihre Gefühlslage nach der Entscheidung von Bundestrainer Roßkopf?

Ich war natürlich sehr enttäuscht und traurig, wie es halt so ist nach solch wichtigen Entscheidungen.

Sie sind jünger, zweifacher EM-Finalist im Einzel und stehen auch in der Weltrangliste vor Steger. Warum hat er den Vorzug bekommen?

Mir wurde gesagt, dass das Doppel den Ausschlag gegeben hat, weil Bastian sowohl mit Dimitrij Ovtcharov als auch mit Timo Boll spielen kann.

Aber wenn Boll, der wie Sie Linkshänder ist, fit ist, spielt er doch normalerweise sowieso kein Doppel...

Dazu sage ich jetzt besser nichts. Auf jeden Fall ist die Entscheidung schwerer zu akzeptieren, weil wir nie Doppel gespielt haben.

Zumindest nicht in der entscheidenden Phase. Aber mit Ovtcharov waren Sie immerhin schon zwei Mal Deutscher Meister im Doppel. Wie wollen Sie jetzt verhindern, dass Sie die Olympia-Entscheidung runter zieht?

Sie hat mich natürlich schon runter gezogen. Deshalb war es gut, dass ich sofort zu den Qatar Open geflogen bin, dort gut gespielt und erst im Achtelfinale gegen Olympiasieger Ma Lin verloren habe. Und natürlich motiviert mich die Heim-WM in Dortmund. Sonst wäre die Gefahr größer gewesen, in ein ganz tiefes Loch zu fallen.

Am 25. März geht es los, und Sie sind mit dem deutschen Team an zwei gesetzt. Aber noch mal Olympia: Was passiert denn, wenn Bastian Steger beim Qualifikationsturnier im April versagt?

Das weiß ich nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit ist auch nicht groß, weil er dort nominell der beste Spieler sein wird.

Das bedeutet für Sie in London also unter normalen Umständen das gleiche wie für Steger vor vier Jahren: kein olympisches Dorf, kein Platz auf der Bank in der Halle...

Ja, das wird genauso sein. Der vierte Mann wird im Hotel wohnen, nur von Tag zu Tag akkreditiert und kann nur zum Einsatz kommen, wenn sich einer der anderen wegen Verletzung oder Erkrankung komplett abmelden muss, was ich natürlich niemandem gönne.

Aber für sie ist es die berühmte „A-Karte“?

Ja. Mit diesem vierten Platz kann ich nichts anfangen. Olympia war mein großer Traum, und das ist kein Trost.

Das Interview führte René Adler

 

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