Presse: Missverständnis führte offenbar zu Schlägerwechsel
Disqualifikation von Adrian Crisan
Deutscher Tischtennis Bund
Dass der rumänische Spitzenspieler im Achtelfinale gegen Timo Boll am Samstag mit einem nicht regelkonformen Schläger angetreten und danach – gemäß des ITTF-Reglements - nach dem Spiel disqualifiziert wurde, ist unstrittig. Allerdings gibt es inzwischen neue Fakten darüber, wie es dazu kam, dass Adrian Crisan mit diesem Schläger spielte. „Mir ist der Schläger an der Box überreicht worden und man hat mir gesagt, ich könne damit spielen. Das habe ich dann gemacht“, so Crisan.
Wie der Ablauf am Ende genau war, wird wohl nie ganz geklärt werden. Nach Gesprächen mit Spielern, Funktionären und Schiedsrichtern vor Ort stellt sich die Situation wohl so dar: Eine halbe Stunde vor dem Match erschienen Adrian Crisan und Timo Boll zur Überprüfung ihrer jeweiligen Schläger beim japanischen ITTF-Kontrolleur Nobuyuki Shirakawa. Bolls Arbeitsgerät bestand anstandslos zahlreiche Tests, unter anderem den auf die verbotenen, flüchtigen Lösungsmittel, die Ebenheit, die Farbigkeit und die Belagdicke.
Letztere wurde bei Crisan zum Problem. Beide Beläge befand das Messgerät des Experten für zu dick, die Grenze von vier Millimetern war leicht überschritten. Die Konsequenz: Der Ochsenhausener DTTL-Athlet musste einen anderen Schläger ins Spiel bringen. Da ihm Ersatzmaterial fehlte, lieh er sich den regelkonformen Schläger eines Teamkameraden. Dieser sollte ihm zum Spiel – so der vorgegebene Ablauf – an die Box geliefert werden.
Zwei Schläger Crisans im Umlauf
Zu dieser Zeit waren nun zwei Schläger Crisans im Umlauf – sein Standardmaterial und der Ersatzschläger des Mannschaftskollegen. Der Ersatzschläger, komplett ausgestattet mit anderem Material als Crisans übliches Holz und anderen Belägen, reduzierte seine Siegchancen auf ein Minimum gegen einen Timo Boll in derzeitig guter Verfassung. Der Rumäne und seine Berater zogen sogar eine Aufgabe in Betracht.
Aufgrund eines Missverständnisses bei der Übergabe des Schlägers an Adrian Crisan, erhielt der Rumäne sein Standardmaterial zusammen mit der Information, dass das Messergebnis doch in Ordnung sei. Dieses Messergebnis galt jedoch eigentlich dem Schläger seines Teamkollegen. Vor Beginn der Partie wurde er zudem darauf hingewiesen, dass es nach dem Spiel einen weiteren Test geben werde.
Daraufhin ging Adrian Crisan mit seinem Standardschläger und zwei zu dicken Belägen in die Box. Der regelkonforme Ersatzschläger wurde dem Schiedsrichtereinsatzteam zurückgegeben – und blieb unbenutzt. Crisan gewann die Partie gegen Boll mit 4:3. Beim Test nach dem Spiel wurde das schon zuvor für zu dick befundene Material erneut beanstandet. So blieb dem Oberschiedsrichterteam nur eine Entscheidung: die Disqualifikation.