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TTBL-Finale: Borussia unterliegt 2:3 im Herzschlagfinale

Dang spielte zwei sensationelle Matches

Was für ein Finale: beste Werbung für den Tischtennissport, unglaublich spannend, großartiger Kampf um jeden Ball. Die Entscheidung fiel erst im Doppel. Obendrein war es Timo Bolls Abschied von seiner Karriere. Aber die Krönung blieb aus: Borussia Düsseldorf unterliegt denkbar knapp mit 2:3 den Tischtennisfreunden aus Ochsenhausen.

Timos letztes Einzel seiner Karriere war das erste in diesem Finale. Und es ging schnell – zumindest am Anfang. Sein Gegner Hugo Calderano trat gewohnt kompromisslos auf und ging mit seinen blitzschnellen Bällen rasch mit 1:0 in Führung. Im zweiten Durchgang ging es zunächst genauso weiter. Der Vizeweltmeister machte Druck und suchte den schnellen Punkt. Je länger die Ballwechsel, desto öfter punktete Boll. Am Ende des Satzes hatte der 44-Jährige einen Lauf, gewann sieben Bälle in Folge, bevor der Ochsenhausener doch noch den Durchgang beendete.

Dann ging es völlig ausgeglichen weiter. Der Borusse wurde immer sicherer, und der World-Cup-Sieger ließ sich davon etwas beeindrucken. Satz drei ging an Boll, und die "Timo, Timo"-Rufe wollten nicht enden. Bei jedem Punkt von ihm feierten 5.000 Fans in der ausverkauften Süwag Arena. Und sie hatten einiges zu feiern: Boll holte sich Satz vier, und es ging in den Entscheidungssatz. Hier zeigten beide absolutes Weltklasse-Tischtennis. Eine schnelle 5:1-Führung konnte der Düsseldorfer nicht halten. Der Weltranglistendritte kam heran, und dann ging es Punkt um Punkt weiter. Ein Herzschlagfinale – aber ohne Happy End für den Mann, den alle noch einmal sehen wollten. Knapper ging es nicht: Timo Boll verliert 9:11 im fünften Satz.

Und so musste Dang Qiu mit einem Borussia-Rückstand an den Tisch – gegen Simon Gauzy. Und auch hier galt: Je fortgeschrittener das Match, desto beeindruckender die Rallyes – und desto besser Dang Qiu. Auch er lag in Sätzen zunächst 0:2 hinten, doch das Penholder-Ass konnte das Spiel komplett drehen und machte einen sensationellen Punkt nach dem anderen – auch im fünften Durchgang. Der Franzose und Qiu lieferten sich schließlich ein Wahnsinns-Duell, aber der Rheinstädter konnte letztlich immer noch eine Schippe drauflegen. Das deutliche 11:4 spiegelt nicht die spannungsgeladenen Ballwechsel wider. Am Ende zählt allerdings nur, dass Qiu für den Rekordmeister zum 1:1 ausglich.

Nach der Pause traf Anton Källberg auf den Weltmeister im Doppel, Shunsuke Togami. Aber der Schwede, der – wie Boll und Qiu – die Durchgänge eins und zwei verlor, konnte das Match nicht drehen. Auch Satz drei ging an den Japaner, der von Beginn an selbstbewusst und siegessicher auftrat.

Wieder musste Dang Qiu bei einem Rückstand seines Teams in die Box – diesmal wissend, dass er gewinnen muss, um die Borussia im Spiel zu halten. Calderano auf der anderen Seite hingegen konnte sein Team bereits zum Titel führen. Doch diese Drucksituation blendete die Düsseldorfer Nummer zwölf der Welt aus. Er ging gleich mit 1:0 in Führung, und im zweiten Satz wehrte er fünf Satzbälle ab – davon vier am Stück –, um seinen ersten zu verwandeln. Erstmals in diesem spannenden Finale lag der Titelverteidiger 2:0 vorn. Dieses Spiel ließ sich Dang Qiu nicht mehr aus der Hand nehmen: 3:0 besiegte er Hugo Calderano. Damit stand es 2:2 – und dieses unglaublich spannende Finale wurde im Doppel entschieden.

Das bedeutete außerdem: Für die Fans gab es noch einmal Timo Boll am Tisch. Er bildete mit Anton Källberg das Doppel. Gegenüber standen Shunsuke Togami und Simon Gauzy. Die Sympathien in der Halle waren klar verteilt – alle, mit Ausnahme des TTF-Blocks, waren für die Borussia, für Timo Boll. Doch am Tisch spielten sie alleine, und aus diesem enormen Rückhalt konnten sie kein Kapital schlagen. Zu oft hatten sie gerade bei den langen Rallyes am Ende das Nachsehen. Mit 0:3 mussten sie das Spiel abgeben.

Und damit stand fest: Der Titelverteidiger durfte den Meisterpokal nicht wieder mit nach Düsseldorf nehmen, sondern musste nach einem unglaublichen Finale den Tischtennisfreunden aus Ochsenhausen gratulieren. Vor der Siegerehrung wurde aber nur einer gefeiert: Timo Boll. Denn das war es – sein letztes Spiel. Der absolute Schlussstrich unter eine Karriere, die ihn für viele zur Legende machte.

Stimmen zum Spiel

Dang Qiu, Borussia Düsseldorf:
„Sehr, sehr schade, dass Timo nicht gewonnen hat. Er hat wahnsinnig gut gespielt, aber Calderano ist auch unfassbar gut und die Nummer drei der Welt. Das Niveau war enorm – und da haben Gauzy und ich weitergemacht. Ich bin so froh, dass ich mein Spiel noch drehen, gewinnen und für uns ausgleichen konnte. Und natürlich, dass ich gegen Hugo gewonnen habe und erneut ausgleichen konnte. Die Zuschauer hätten sich nichts Besseres wünschen können, als Timo noch mal zu sehen.“

Timo Boll, Borussia Düsseldorf
“Sportlich war es heute nicht das Highlight, aber emotional auf jeden Fall.”

Andreas Preuß, Manager Borussia Düsseldorf:
“Es war ein unfassbar intensives Spiel. Am Ende hat Ochsenhausen verdient gewonnen. Wir hatten unsere Chancen. Dang war überragend und auch Timo hat seine Sache gut gemacht. Aber natürlich sind wir enttäuscht.”

Das Spiel im Überblick

Tischtennis Bundesliga  - Finale
TTF Liebherr Ochsenhausen - Borussia Düsseldorf 3:2

Hugo Calderano - Timo Boll 3:2 (11:4, 11:8, 7:11, 8:11, 11:9)
Simon Gauzy - Dang Qiu 2:3 (11:8, 11:8, 7:11, 4:11, 4:11)
Shunsuke Togami - Anton Källberg 3:0 (11:6, 11:1, 11:7)
Hugo Calderano - Dang Qiu 0:3 (8:11, 11:13, 11:5)
Simon Gauzy/Shunsuke Togami - Timo Boll/Anton Källberg 3:0 (11:7, 11:9, 11:6)

Foto:Jörg Fuhrmann

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