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Presse: Volunteer Ina Bayer und ihr Glückskeks für Timo Boll

WM-Nachlese Teil 1: "Die schönste und aufregendste Woche meines Lebens"


Quelle: www.tischtennis.de


WM-Nachlese Teil 1

Frankfurt/Dortmund. Ich spiele selbst Tischtennis in der Bezirksliga und trainiere auch unsere Schüler. Meine Freunde sagen, ich bin „Tischtennis-verrückt“. Als ich vor zwei Jahren las, dass für das Europe Top 12 in Düsseldorf Volunteers gesucht werden, habe ich mich gleich beworben – natürlich für den Medienbereich. Ich dachte, na ja, vielleicht koche ich Kaffee für Journalisten… Natürlich gehörte das auch zu meinen Aufgaben. Aber als Pressesprecherin Simone Hinz zu mir und meiner Volunteer-Kollegin sagte: „Wir haben später noch eine Pressekonferenz, überlegt euch schon mal, wen Ihr interviewen wollt“, war ich echt überrascht. Und eine Stunde später stand ich auch schon mit klopfendem Herzen vor Bastian Steger. Das war echt cool und ich sollte an diesem Wochenende noch viele meiner „Helden“ persönlich kennenlernen.

"Dieses Jahr erfüllte ich mir meinen großen Traum"

Von da an war ich infiziert. Es folgten die German Open im vergangenen Jahr in Dortmund. Eine Woche Spiele beobachten, Berichte schreiben, Spieler interviewen, Journalisten betreuen und Zeitungsartikel ausschneiden. Es machte riesen Spaß!
Dieses Jahr erfüllte ich mir meinen größten Traum: die WM im eigenen Land! Die Atmosphäre war unglaublich. Hunderte Spielerinnen und Spieler aus 146 Nationen und ich - mittendrin statt nur dabei. Vor allem Halle 2 mit den „exotischen“ Ländern zog mich in ihren Bann. Und so kam es, dass ich bereits vor meinem offiziellen „Dienstbeginn“ das Team aus Simbabwe kennenlernte. Heraus kam dabei nicht nur ein spannender Artikel über Tischtennis als Lebensretter und Entwicklungshilfe, sondern es ergab sich auch eine kleine Freundschaft. Wir werden über E-Mail und Facebook in Kontakt bleiben.

Auftrag: Interview mit Werner Schlager

In unserer täglichen Team-Besprechung bekam ich gleich am zweiten Tag den Auftrag, Werner Schlager zu interviewen. Ich habe schon vor Jahren sein Buch „Matchball“ gelesen und bin ein großer Fan von ihm. Natürlich war ich sehr nervös und feilte auch lange am Text, weil ich ihn perfekt machen wollte. Schließlich hatte Werner zum Abschied gefragt „Und wo kann ich das dann lesen?“ Ansonsten schrieb ich jeden Tag ein oder zwei Spielberichte, oft über die schwedischen Herren, aber auch über das Damenspiel Deutschland gegen Spanien. Hinterher holten wir immer kurze Statements der Spieler in der Mixed Zone. Da schnappte ich auch auf, dass Jörgen Persson mit seinen 46 Jahren vor der Tischtennis-Rente noch einmal von einem Vertrag in der chinesischen Super League träumt. Ich dachte, das ist aber interessant – könnte eine schöne Geschichte werden. Am nächsten Tag passte ich ihn noch einmal ab und er war sehr nett. Den Artikel schrieb ich dann „im Schlaf“. Ich wachte morgens mit dem Text im Kopf auf und hackte ihn noch vor dem Duschen in meinen Tablett-PC. Sehr zum Amüsement meiner Kollegen „Na Ina, wieder von Persson geträumt?“ Viel zum Schlafen kam ich ohnehin nicht – dazu gab es einfach zu viel zu erleben.

"Grandiose Atmosphäre! Laola-Wellen. Fan-Gesänge. Wow, das ist Tischtennis!"

Als ich mit über das Viertel- und Halbfinale der deutschen Herren berichten durfte, war ich aufgeregt, als müsste ich selbst vor den 11.500 Zuschauern spielen. Diese grandiose Atmosphäre! Laola-Wellen. Fan-Gesänge. Wow, das ist Tischtennis! Auch zur Final-Berichterstattung durfte ich einen kleinen Beitrag leisten: Richard Prause kommentierte für uns das Spiel und kam extra nach jedem Einzel von der VIP-Tribüne zu mir gesprintet. Das fand ich total nett von ihm.
Mein lustigstes Erlebnis hatte ich aber mit Timo Boll: nach dem verlorenen Finale gegen China gab das deutsche Team eine Pressekonferenz, und die Spieler gaben anschließend noch einzelne Interviews. Timo wurde gerade von zwei Journalistinnen gefragt, ob es jetzt eine Vize-Weltmeister-Feier oder ein Frust-Besäufnis gäbe. Er sagte, weder noch, er sei vor Olympia auf „Non-Alcohol“-Diät. Sie bohrten weiter und er lachte „Na ja, vielleicht ein Frust-Twix“.

Glückskeks für Timo Boll und der folgende Lachanfall

Ich hatte noch einen Glückskeks aus einer Schachtel, die ich meinen Kollegen in der Team-Besprechung morgens spendiert hatte. Als alle fertig waren, ging ich zu Timo und sagte „Hier! Probier es mal mit einer chinesischen Glückskeks-Diät.“ Er lachte „Danke! Das ist aber lieb. Den hättest Du mir vor dem Finale schenken müssen. Warte, ich mach ihn gleich auf.“ Es folgte ein nicht enden wollender Lachanfall „Rossi! Rossi! Komm mal! Das musst Du lesen.“ Bundestrainer Jörg Roßkopf und alle drehten sich um, und Timo las vor: „Du wirst große Fortschritte machen, wenn du hart arbeitest.“ Was haben wir gelacht! Und natürlich gab es ein Erinnerungsfoto mit Timo, mir und dem Glückskeks…

"Die schönste und aufregendste Woche meines Lebens"

Ich kann den „Job“ als Volunteer nur jedem weiterempfehlen, ob im Pressezentrum oder einem der vielen anderen Bereiche. Natürlich macht man das ehrenamtlich, muss Urlaub nehmen und viele Kosten wie Unterbringung und Fahrten selbst tragen. Aber man bekommt auch unheimlich viel zurück: Lob und Anerkennung, neue Freundschaften und vor allem Erlebnisse, die mit Geld nicht aufzuwiegen sind. Für mich war es jedenfalls die schönste und aufregendste Woche meines Lebens.

Ina Bayer kommt aus Eberbach in der Nähe von Heidelberg. Bei der Mannschafts-Weltmeisterschaft war sie Volunteer im Bereich „Medien und Kommunikation“. Im wahren Leben ist Bayer IT-System-Elektronikerin oder wie sie sagt „Computer-Versteherin“. "Ich habe schon immer gerne geschrieben, erst bei unserer Schülerzeitung und nach einem Praktikum als freie Mitarbeiterin bei unserer Lokalzeitung."

Die nächste Gelegenheit, als Volunteer bei einer Großveranstaltung hautnah dabei zu sein, gibt es vom 31. Oktober bis 4. November bei den German Open in Bremen. Bewerben kann man sich jetzt schon.

 

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