Presse: Ovtcharov zweifelt an Wende
"In diesem Jahr haben wir die Champions League verloren"
rp, Friedhelm Körner
Düsseldorf. Der 22-Jährige glaubt nicht daran, dass er mit Orenburg im Final-Rückspiel der Tischtennis-Champions-League morgen (13 Uhr) den Titel gegen Borussia holen kann. Für die Düsseldorfer wäre es der dritte Triumph in Serie.
Vieles spricht dafür, dass Dimitrij Ovtcharov recht behält. "In diesem Jahr haben wir die Champions League verloren", sagt der Tischtennisprofi von Gazprom Fakel Orenburg vor dem Rückspiel morgen in der russischen Stadt am Ural-Fluss.
Nach der 0:3-Niederlage beim Final-Hinspiel sind die Chancen seiner Mannschaft nur noch minimal. Schließlich haben die Gäste im frischgebackenen WM-Bronzemedaillengewinner Timo Boll einen überragenden Akteur in ihren Reihen, der allein schon den Punkt zur erfolgreichen Titelverteidigung und zum dritten Düsseldorfer Triumph hintereinander in der Königsklasse sichern sollte.
Beim ersten Wiedersehen mit Borussia, mit der er vor zwei Jahren die Champions League gewann, verlor Ovtcharov gegen Patrick Baum, mit dem er befreundet und auch schon in Urlaub gefahren ist. 2009 hatte "Dima" den deutschen Rekordmeister verlassen. "Düsseldorf ist der größte und am professionellsten geführte Verein. Da spielen Timo, der der Allergrößte ist, und Christian Süß, der da schon tausend Jahre ist.
Für mich war es interessant, mal in einem Verein selbst eine Führungsposition einzunehmen", begründet er die Entscheidung, nach Belgien zu Royal Villette Charleroi zu wechseln. "Das Jahr in Charleroi war sehr interessant. Ich hatte einen super dotierten Vertrag. Der war in diesem Rahmen in Düsseldorf nicht möglich."
Für Orenburg, seinen jetzigen Klub, hat er nur die Spiele in der Champions League, vier Begegnungen in der russischen Liga und das Finale zu bestreiten – ein sehr übersichtliches und nicht sehr stressiges Programm an Pflichtaufgaben. "Da kann ich mehr Pro Tour spielen und mich besser auf Turniere vorbereiten. Das ist auch Lebensqualität, denn es zehrt, wenn man jede Woche unterwegs ist." Der 22-Jährige, soeben mit seinem Klub in Russland Meister geworden, betont: "Ich bin froh, einen Verein wie Orenburg gefunden zu haben. Er ist momentan der zweitgrößte in Europa und wird sehr professionell geführt. Zu jedem Heimspiel kommen 4000 bis 5000 Zuschauer."
Kann er sich trotzdem eine Rückkehr zur Borussia vorstellen, für die er von 2007 bis 2009 gespielt hat? "Ausgeschlossen ist gar nichts. Ich hatte zwei sehr schöne Jahre in Düsseldorf", sagt er. "Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass ich in den nächsten Jahren zurückkomme. Wenn Timo vielleicht mal aufhört und wenn ich dann ein absoluter Topspieler bin, ist es vielleicht eine Möglichkeit."
Im Achtelfinale der Weltmeisterschaft scheiterte Ovtcharov an Boll in 2:4 Sätzen. Anders als bei seinem Champions-League-Auftritt Ende April in Düsseldorf präsentierte er sich bei der WM in starker Verfassung. Sein Ehrgeiz wird groß sein, diese Form morgen zu bestätigen – auch wenn er davon überzeugt ist, dass für seine Mannschaft der Gesamtsieg nicht mehr möglich ist.